Ein Mann mit Down-Syndrom sitzt in einer Arztpraxis auf einem Stuhl, hinter ihm viele medizinische Geräte.Logo
25.03.2024

"Diese Menschen brauchen eine Heilung."

Immer wieder denken Menschen:
Man kann und muss das Down-Syndrom heilen.
Aber: Das stimmt nicht.

Ohrenkuss hat eine E-Mail bekommen.
Eine Frau hat Kontakt mit uns aufgenommen.
Wir kennen sie nicht.
Sie schreibt uns:

"Ich möchte unbedingt dabei helfen, dass man an einem Heilmittel gegen das Down-Syndrom weiterforscht.
Ich würde so gerne ihnen helfen.
Wenn ich etwas tun kann. 

Es muss einen Weg geben, wie daran weiter geforscht werden kann. 

Grüner Tee soll den Betroffenen helfen.
Aber es braucht eine Medizin, wie diese Menschen eine Intelligenz im Normalbereich bekommen können.
Und man muss unbedingt daran weiterforschen.
Es gibt immer einen Weg, heißt es. 

Und wenn ich irgendetwas dazu beitragen kann, dann würde ich das sehr gerne tun.
Wirklich gerne.
Diese Menschen brauchen eine Heilung."

Ein britischer Arzt hat das Down-Syndrom als erster beschrieben, John Langdon-Down.
Das war im Jahr 1866.
Seitdem haben immer wieder Menschen geglaubt:
Man kann und muss das Down-Syndrom heilen.
Aber:
Das ist falsch.
Und zwar aus 2 verschiedenen Gründen:

1. Das Down-Syndrom ist keine Krankheit.

Krankheiten kann und muss man heilen.
Krebs, Lungenentzündung oder Schnupfen.
Aber das Down-Syndrom ist keine Krankheit.
Sondern Menschen mit Down-Syndrom haben eine veränderte Chromosomen-Anzahl.

Die meisten Menschen ohne Down-Syndrom haben 46 Chromosomen.
Und die meisten Menschen mit Down-Syndrom haben 47 Chromosomen.

Das kann man nicht heilen.
Nicht mit grünem Tee.
Nicht mit Nahrungs-Ergänzungsmitteln.
Und nicht auf irgendeine andere Art.
Auch wenn viele Menschen es schon versucht haben in den letzten 150 Jahren.

2. Menschen mit Down-Syndrom wollen nicht geheilt werden.

Bis jetzt haben sich immer nur Menschen ohne Down-Syndrom bei uns gemeldet.
Sie schreiben, so wie diese Frau:
"Diese Menschen brauchen eine Heilung."

Bis jetzt hat sich noch nie eine Person mit Down-Syndrom bei uns gemeldet und wollte geheilt werden.
Das bedeutet:
Menschen ohne Down-Syndrom wünschen sich eine Heilung für Menschen mit Down-Syndrom.
Menschen mit Down-Syndrom selbst haben diesen Wunsch meistens nicht. 

Natalie Dedreux sagt über sich selbst:
"Ich bin eine Frau mit Down-Syndrom.
Mein Leben ist doch cool.
Ich finde mein Leben gut, weil ich selbst bestimmen kann und weil ich so viel anerkannt bin.
Ich finde es cool, dass die Menschen mich im Fernsehen und in der Zeitung sehen und lesen.
Ich finde es cool, berühmt zu sein.
Dann sehen die Menschen wie cool Menschen mit Down Syndrom sind."

 Ihre Kollegin Johanna von Schönfeld schreibt über sich:

"Ich bin 'ne coole abwechslungsreiche faszinierende Frau, aber nicht arrogant. 
Ich bin nicht wie meine Mum und jedes einzelne Familien Mitglied wie z.B. meine Geschwister und Herzenslieben und verwandten, die 46 Chromosomen haben. 
Ich habe 47 Chromosomen.
Und: Was sie alles nicht können, kann ich alles. Wo die vieles nicht können, sind eher meine Dauer-Stärken. 
Ich bin willensstark. 
Ich bin sportlich, weil ich zweimal in der Alltagswoche Sport treibe. 
Ich kann gut lesen und schreiben. 
Ich bin keine 46 chromosomen Tante. 

Martin Weser beschreibt sich selbst so:

"Ich bin schön.
Sehe gut aus.

Ich habe schöne Strähnchen.
Ich bin höflich, nett sein, lustig sein, gute Laune.
Lachen ist gesund, fröhlich sein."

Natalie Dedreux, Johanna von Schönfeld und Martin Weser - niemand von ihnen will das Down-Syndrom heilen.
Sie mögen sich so, wie sie sind.
Mit 47 Chromosomen.
Mit Stärken und Schwächen.
Mit Strähnchen oder ohne.
Darum ist unsere Antwort:

Niemand muss das Down-Syndrom heilen.
Danke der Nachfrage.