Intro
Ausgabe 42: Wohnen 2.0
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WOHNTRÄUME UND DIE ZUKUNFT
Artikel
Martin Weser, diktiert
Ich würde gerne alleine sein wollen In einer eigenen Wohnung. Und die Wohnzimmer soll grüne Wand angestrichen. Dann lebe ich gut zu Hause. Das wünsche ich mir: Dass die Sonne besser reinscheinen kann.
Artikel
Johanna von Schönfeld, diktiert
Ich bin mir sicher, dass ich nicht alleine wohnen möchte. Alleine finde ich nicht so gut. Dann bekommt man automatisch Heimweh oder man hat Liebeskummer. Das finde ich schrecklich, wenn man alleine wohnt.
Artikel
Julia Bertmann, selbst am Computer geschrieben
Ich möchte nicht in einem Hochhaus wohnen, weil ich nicht hoch oben im Himmel wohnen will. Wenn es ein Haus gibt mit Fahrstuhl würde mir das gefallen. Am liebsten möchte ich in einer Wohngruppe wohnen, wo jeder eine kleine Wohnung mit eigenem Schlüssel hat. Meine Traum-Wohnung hat große Fenster, helle Möbel, einen Teppich, selbstgemalte Bilder an der Wand, schöne Gardinen und bunte Farben. Ich will ein eigenes Badezimmer haben wie zu Hause. Ich könnte auch gut in einer WG wohnen. Da ist immer einer da zum reden. Ich mag keine Treppen steigen und ich will auch nicht unter dem Dach wohnen. Unten wohnen ist auch nicht schön, da kommt kein Licht rein. Ich mag Komfort keine Höhle und kein Baumhaus. Denn da gibt es keine Dusche und keine Geschäfte. Die brauche ich, denn ich gehe gerne schoppen und spazieren.
Artikel
Charlotte Haid, diktiert
Ich möchte in meiner Villa eine Garage haben, die man elektrisch bedienen kann. Mit einer Fernbedienung. Wenn jemand dann das Auto stehlen möchte, muss man erst an die Fernbedienung drankommen - aber die hab ich schlauerweise immer bei mir. Das Auto ist mein ein und alles.
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Verena Elisabeth Turin, handgeschrieben und dann selbst abgetippt
In meiner Wohnung soll es sehr gemütlich sein. Und auch romantisch, hell, einladend. Für meine Gäste. Natürlich gibt es ein ausdehnbares Sofa. Mit einem Notbett dazu. In meinen Wohnzimmer soll es ein Fernsehen mit einem DVD Player, drei bunte Teppiche, zwei Tische, und sechs Stühle, mittelgroßer Ofen, hellbraune Bücher und DVD Filme Kästen, einen Massagestuhl geben. Natürlich gibt es auch Stehlampen bei mir und Kerzen mit Zündhölzer. Im Falle wenn es bei mir ein Kurzschluss gibt. Meine Wohnung schaut mittelgroß aus. Es soll vier pinke Orchideen im Wintergarten sein. Und die gelben Löwenmäulchen sind dann in meinen Garten neben an.
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Andrea Halder, diktiert
Auf jeden Fall innerhalb von Deutschland möchte ich bleiben. Aber ich hab zwei Lieblingsstädte. Eigentlich möchte ich beides. Ich weiß noch nicht, wie sich das verwirklichen lassen kann. Eigentlich möchte ich gerne nach Bonn, weil es mich da hinzieht, um da zu arbeiten. Und die zweite Stadt wäre für mich Hamburg. Um an der Universität von Herrn Zimpel zu arbeiten. Und dass ich in Hamburg auch wohnen könnte. Und dass ich einen Studienplatz bekommen könnte an der Universität.
Artikel
Marc Lohmann, diktiert
Ich brauche ein Bett. Ich kann ja nicht im Stehen schlafen - das geht ja schlecht! Wasserbett finde ich gut.
HOTEL MAMA
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Lars Breidenbach, diktiert
Ich wohne Hotel Mama, sagt man so. Zuhause. Wegen Kochen, wegen Arbeit, Haushalt arbeiten, wegen Garten, Wohnung und Terrasse mit Grill.
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Anna-Lisa Plettenberg, diktiert
Elternhotel wohne ich noch. Und ich würde auch irgendwann auch ausziehen, irgendwann. Nicht so schnell wie mein Freund. Und ich würde dann man alleine wohnen. Dass ich in einem Teil von Zugvögelteam, gemeinsam, dass wir immer von einem Haus ziehen zu anderem Haus ziehen. Das haben wir dann mal gemacht. Und dann könnte ich ja auch von St. Augustin nach Bonn fahren oder von St. Augustin nach Siegburg fahren. Das wünsche ich mir.
WOHNFORMEN?
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Dominic Edler, selbst am Computer geschrieben
Wir sind eine Inklusive WG im Süddeutschland. Bei Göppingen. Wir sind acht Personen mit und ohne Behinderung. Jeder hat sein reich für sich. Thema Badezimmer und Toilette: Wir haben drei Badezimmer in Haus drin Alle haben auch WC oder eine Toilette drin. Wir habe ihr untern Badezimmer murr eine Tusche drin man kann zur zweit tuschen da dirnen.
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Johanna von Schönfeld, handgeschrieben
(Wohnen in einer WG ist) Stress pur. Da fühlt man sich verantwortlich für alles. Wenn es um das Einkaufen geht und aufräumen, putzen, fegen, saugen nach einer Feiern in einer Wohnung. Feier ich lieber außerhalb der Wohnung Wohngemeinschaft. Das die anderen für mich arbeiten lassen. Verwöhnung lasse ich mich gerne verwöhnen oder wir feiern meinen Geburtstag. Manchmal habe ich Heimweh - aber selten. Ich finde es toll, selbständig sein. Kaffeetrinken in der WG finde ich schön.
SELBSTSTÄNDIGKEIT - WAS ICH SCHON KANN UND WAS ICH NOCH LERNEN MUSS
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Christiane Zimmermann, diktiert
Waschmaschine möchte ich gerne lernen. Wenn ich die Wäsche einräume, weiß ich nicht, bei wieviel Grad. Beim Backofen muss mir jemand helfen, da bin ich ungeschickt.
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Angela Fritzen, diktiert
Also ich kann reiten, dann geh ich noch im Altenheim zum Rückensport. Ich kann selbst Kaffee kochen. Ich kann am Computer, am Laptop. Alleine zum Arzt gehen. Alleine zum Zahnarzt gehen. Alleine einkaufen gehen. Ich kann alleine die Spülmaschine ausräumen. Was ich nicht so gut kann, ist Geld ausgeben. Ich kann zum Ohrenkuss hinfahren. Tischtennis kann ich auch, aber im Verein nicht. Und ich geh Mittwoch zur Musikschule, Saxophon zu spielen, alleine. Ich kann Zimmer aufräumen. Ich kann nicht mit dem Geld ausgeben. Ich kann nicht keine Kinder kriegen. Ich darf das nicht. Ich kann nicht so einzuschlafen. Autofahren darf ich nicht und kann ich nicht. Ich darf keine Roller fahren.
Artikel
Johanna von Schönfeld, handgeschrieben
Lernen muss man lebenslang - lebenslanglernen. Das ist gewöhnlich menschlich - das heißt, es gehört zum wohnen.
ASSISTENZ
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Verena Günnel, diktiert
Mathe kann ich nicht richtig alleine. Die schweren Sachen, die ich nicht heben kann, da brauch ich ja Hilfe. Es gibt verschieden schwere Sachen, die ich nicht tragen kann. Deswegen hol ich mir Hilfe.
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Julian Göpel, diktiert
Ich rasiere mich nur mittags, wenn ich Besuch bekomme. Dann reden wir über Haushalt. Was ich alleine machen muss zu Hause. Wenn ich das nicht alleine machen muss, dann habe ich meine Betreuer dabei.
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Jil-Marie Zilske, diktiert
Ich brauche Hilfe, wenn ich die Rechnungen, um zu stellen muss oder ausfüllen muss. Weil ich noch nicht, noch gar nicht wissen kann, wie das im Anschluss dann ist. Also wie das dann, also wenn ich jetzt irgendwas mache, ohne mich dann selber zu fragen, ob das dann geht. Wenn ich ja die Rechnungen unterschreibe, wenn ich Formulare unterschreiben muss, aber nicht, dass ich das dann alleine mache und mich gar nicht selbst frage, ob das geht. Nicht, dass ich dann was unterschreibe, wo ich mich nicht frage, geht das oder darf ich das? Ich kann das schon irgendwie lernen, aber ich hab die Zeit noch nicht. Ich muss das noch üben.
HAUSARBEIT / ORDNUNG UND SAUBERKEIT
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Björn Langenfeld, diktiert
Garderobe. Schrank, Holzschrank. Viele Jacken, oben drauf rote Mütze und noch Tüte, Cowboy Tüte drin. Ordentlich gut.
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Angela Fritzen, diktiert
Zimmer aufräumen muss öfters gemacht haben. Und staubsaugen im Zimmer. Und den Mülleiner wegtun die Sachen von den Mülleimer drinnen. Sonst stinkt das Zimmer so, wenn meine Mutter reingeht. Und das macht man nicht.
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Lars Breidenbach, diktiert
Keller ist auch Wohnung, hole ich Bier rauf, Werkstatt ist auch Wohnung, Papa seine Uhrenwerkstatt. Ist seine Hobby, deshalb machte Zahnrad, fräsen. Mein Fahrrad steht auch meine Wohnung, bei Keller, Tür auf, Garage, Flaschen wegbringen, meine Aufgabe. Gerne auch einkaufen, zusammen, ich mit Mama.
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Johanna von Schönfeld, diktiert
Ich möchte nicht lernen, wie man im Haushalt noch besser werden kann. Haushalt, ein Scheißthema. Ich kann alles, außer Müll trennen. Das will ich aber nicht lernen, weil ich genug gelernt habe. Das Rausholen ist eklig. Deshalb nehme ich Gesundheitshandschuhe.
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Daniel Rauers, diktiert
Ich glaube, ich bin jetzt selbständig, ich kann schon alles. Ich bin zufrieden damit.
SCHÖNHEIT / KÖRPERPFLEGE, BADEZIMMER UND KLO
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Björn Langenfeld, diktiert
Mein Bad schön. Ich dusche gerne, rieche dann gut. Immer abends, morgens geht nicht, muss Stützstrümpfe anziehen. Dusche immer sauber machen, muss putzen, Zähne nach jedem Essen putzen, morgens, mittags, abends. Rasieren, Haut dann glatt. Rasierwasser drauf, dann Deo.
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Johanna von Schönfeld, diktiert
Bett und Toilette braucht man, bis man stirbt. Sonst braucht man eigentlich gar nix.
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Verena Günnel, diktiert
Ich dusche mich nur, wenn es wichtig ist und nur, wenn ich Lust habe. Ich brauche Shampoo, um mir Haare und Körper zu waschen und damit ich schön sauber werde und nicht dreckig und stinkig bin.
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Ansgar Peters, selbst per Email geschrieben
Ich gehe gerne Baden oder ein Pull das kann ich mir Wünsche der ein Wellnis Bad mit Himmlisches Musik Hintergrund das kann ich mir Vor Stellen. Und ein Großen Dusche mit Himmel Farben.
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Julian Göpel, diktiert
Klo, da muss man umweltfreundlich sein. Umweltschonend. Wenn man Essen und Trinken hat, das kommt dann da raus. Dann muss man direkt aufs Klo Dafür muss man Klopapier nutzen. Hände muss desinfiziert sein wegen der Keime auf der Arbeit. Zuhause muss das nur mit Seife machen und mit der Bürste.
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Verena Elisabeth Turin, handgeschrieben und dann selbst abgetippt
Wenn ich es wirklich zugebe, was ich im Bad mache? Dort mache ich mich sehr sauber. Ab und zu dusche ich mich. Und wasche mir selbst meine Haare und föhne sie. Jeden Morgen und Abend putze ich mir meine Zähne weiß. In der Früh wasche ich mit dem kalten Wasser mein Gesicht ab. Danach bekommt mein Gesicht eine Nivea-Creme drauf. Natürlich gehe ich im Bad auf die Toilette jeden Tag.
DEKORATION
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Johanna von Schönfeld, handgeschrieben
Was bedeutsam ist, dass es ordentlich aufgeräumt hygienisch aussehen muss. Und dass Familien- und Freundebilder aufgebaut und aufgehangen wird, damit man in Zukunft zurück blickt in Erinnerung wie es früher aussah.
Elektronische Gardinen mit Knopf.
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Paul Spitzeck, diktiert
Jede Monate machen wir immer irgendwas hinstelle nämlich wir hänge Blume und Fotos von meine Eltern stell ich in meine Wohnung auf die Fensterbänke.
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Daniel Rauers, diktiert
Ich hab noch mehr Dekos zuhause. Ein paar mehr Dekos. Wenn ich meine Sachen reintue. Ich hab noch mehr Plakate zuhause. Wilde Kerle, Harry Potter, Fluch der Karibik, Narnia von Prinz Caspian. ich hab noch in mein Zimmer stehen lassen, ich hab noch einen Teppich, Schlagzeug, vier Becken, ein Hocker, Schlagzeugsticks.
INTERVIEW MIT MARC BAUMANN, WOHNUNGSLOS
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"Ich bin arm, was das Geld betrifft, aber ansonsten bin ich reich."
Interview mit Mark Baumann. Er lebt in Bonn. Er ist wohnungslos. Teresa Knopp und Natalie Dedreux haben ihn zu einem Gespräch im Café Liebeslesen getroffen. Die Interview-Fragen wurden von den Mitgliedern der Redaktion in einer Sitzung erarbeitet.
Ist wohnungslos und obdachlos das Gleiche oder gibt es da einen Unterschied?
Obdachlos heißt: Man hat eine Schlaf-Möglichkeit, man wohnt bei jemanden, man schläft bei jemanden auf dem Sofa oder er bietet jemandem ein Zimmer an. Wohnungslos heißt: Man hat keine eigene Adresse, das ist der Unterschied.
Heißt das, Sie haben dann keine Wohnung?
Ich hab keine Wohnung.
Wie lange sind Sie schon obdachlos?
Etwas über vier Monate.
Frieren Sie auch öfters draußen?
Ich friere auch öfters draußen. Ja.
Haben Sie genug zu essen? Woher bekommen Sie Ihr Essen?
Die Verpflegung hier in Bonn ist sehr gut geregelt. Eigentlich muss man in Bonn keinen Hunger schieben.
Wieso leben Sie auf der Straße?
Ich hatte eine Wohnung auf Zeit, einen Jahres-Vertrag mit der Option, dass ich sie dann übernehmen kann. Das ging dann leider nicht. Kurz vorher hat ein Kollege gesagt, ich könnte bei ihm einziehen, aber das hat sich dann auch zerschlagen. Und dann war ich dann von heute auf morgen auf der Straße.
Woher bekommen Sie Geld zum Leben?
Man hat ja immer noch Anrecht auf den Zuschuss vom Staat, also das Hartz IV Geld oder Arge 2. Dieses Recht hat man auch als Wohnungsloser. Das Leben auf der Straße ist teuer, man kann nicht vorhalten. Das, was man kauft, muss man auch heute verbrauchen. Das ist dementsprechend teurer, jeden Tag sich Neues zu kaufen.
Sind sie arm?
Jein. Ich bin arm, was das Geld betrifft, aber ansonsten bin ich reich.
Was machen Sie eigentlich im Alltag?
Ich lese viel. Romane, einen Unterhaltungsroman. Wir haben ja hier in Bonn diese Bücherschränke und aus diesen Bücherschränken hol ich mir meinen Lesestoff.
Wie oft waren Sie schon krank, seit sie auf der Straße leben?
Außer Schnupfen nichts gewesen. Man wird ja nicht automatisch krank, wenn man auf der Straße lebt. Was hinderlich ist, ist die Pflege, die Hygiene. Die ist schwer zu organisieren. Man kann nicht irgendwo hingehen und sich kurz ans Waschbecken stellen und Wasser ins Gesicht oder sich mal mit Seife waschen. Da bedarf es schon etwas Talent dazu, das irgendwie hinzukriegen. Ansonsten ist schon alles gut.
Wie lösen Sie das mit der Wäsche?
Es gibt einen Verein, der VFG [Abkürzung: Verein für Gefährdetenhilfe] bietet an, dass man da die Wäsche waschen kann und sollte das mal nicht funktionieren, dann gehe ich in den Waschsalon.
Woher bekommen Sie die warme Klamotten?
Aus der Kleiderkammer. Die Kleider nutzen sich auf der Straße schneller ab als in der Wohnung. Und man kann auch nicht immer alles mit sich tragen. Sehr schnell werden Kleider weggeschmissen, weil man sie ganz einfach nicht mittragen kann. Oder man kann sie zurück in die Kleiderkammer geben. Man sucht sich was Neues und lässt das Alte da, einmal durchwaschen und zurück in die Kleiderkammer.
Haben Sie ein Telefon?
Ich persönlich habe keins. Aber das ist nicht zwingend. Heute ist das Telefonieren mit dem Handy relativ günstig, also haben auch Wohnungslose Handys. Aber ich persönlich sag mir, ich brauch keins, ich komm so durch. Wenn einer was von mir will, der soll mich suchen.
Bekommen Sie genug Unterstützung?
Ja.
Wo heben Sie Ihre Wertsachen auf, wenn Sie auf der Straße sind?
Alles am Mann, so dicht wie möglich am Körper, wie es geht. Alles was wertvoll ist.
Werden Sie auf der Straße oft angepöbelt? Tut Ihnen das weh? Was machen sie dann?
Nö, angepöbelt wurde ich bis jetzt noch nicht. Aber man kriegt ab und zu so Aussagen, die jeder Intelligenz entbehren. Mich tangiert so was nicht, der arme Mensch, der ist halt dumm. Mehr weiß ich nicht, dazu zu sagen. Aber man hat auch schon andere Erfahrungen gemacht. Es ist noch nicht lange her, da wurde ein Wohnungsloser in der U-Bahn abgestochen. Es gibt Menschen, die machen sich keinen Kopf drum, was die da anstellen. Die beleidigen Wohnungslose, drängeln Wohnungslose, piesacken sie. Das ist nicht schön, wenn so etwas passiert. Ich selbst war in dieser Situation noch nicht, aber das heißt nicht, dass ich das auch mal erfahren werde.
Arbeiten Sie bei Fifty-fifty? Können Sie uns Ihre Arbeit beschreiben? Was bedeutet Ihre Arbeit für Sie?
Arbeit ist, glaube ich, nicht das richtige Wort. Ich verkaufe die Zeitschrift Fifty-fifty. Ich schreibe ab und zu mal einen Artikel für die Zeitschrift, aber das kann man nicht Arbeit nennen. Durch den Verkauf verdiene ich mir eine Kleinigkeit nebenher.
Könnten Sie kurz die Zeitschrift beschreiben? Nicht alle Ohrenkuss-Leser und Leserinnen kennen Fifty-Fifty.
Die Haupt-Redaktion der Zeitschrift ist in Düsseldorf und dort machen sie das Layout und die meisten Artikel. Wir in Bonn nehmen den vier oder fünf Seiten ab, die wir mit unseren Bonnern gestalten können. Und von unserer Druckerei beziehen wir eine bestimmte Stückzahl, von der wir wissen: Die kriegen wir ungefähr los. Die nehmen wir eben ab und verkaufen sie über unsere Verkäufer in Bonn. Das ist eben ein regionaler Teil mit Seiten, die von Bonn erzählen. Besonders gerne drucken wir auch Inhalte von Menschen, die die Zeitung verkaufen. Im Moment haben wir so 1700 Zeitungen, die wir in Bonn verkaufen. Die Zeitung heißt Fifty-fifty, weil zum einen Teil der Erlös bei dem Verkäufer bleibt, der andere Teil ist eben für die Zeitung.
Fifty-Fifty wird dann verkauft von Menschen, die einen Bedarf haben oder in irgendeiner Form in Schwierigkeiten stecken oder wenig Geld haben. Das kann eine ganz kleine Rente sein, aber sehr häufig sind es Menschen, die wohnungs- oder obdachlos sind, die suchtkrank sind, die ohne feste Anstellung sind. Alle diese Menschen bekommen über uns einen Ausweis und können die Zeitung dann verkaufen.
Möchten Sie lieber in einem anderen Beruf arbeiten?
Das ist keine leichte Frage. Ja, ich würde gerne in meinem alten Beruf arbeiten, wenn man den richtig bezahlen würde. Ich bin jetzt über 60 Jahre, ich kann nicht mehr wie ein junger Hüpfer arbeiten, das geht nicht. Ja, man soll mich anständig bezahlen, dann werde ich auch arbeiten.
Was haben Sie gelernt?
Ich bin gelernter Mechaniker. Ich hab einen Gesellenbrief, einen Meisterbrief, bin Industriemeister Metall. Hab ein bisschen studiert, aber leider nicht abgeschlossen.
Leben Sie in Bonn und haben Sie immer schon in Bonn gelebt?
Ich lebe jetzt seit Anfang der 2000er in der Nähe von Bonn. In Bonn direkt lebe ich jetzt seit vier, fünf Jahren.
Würden Sie gerne eine Wohnung haben?
Ja, sofort.
Bekommen Sie Post, haben Sie eine Postadresse, wie kann man Sie erreichen?
Ich habe eine Postadresse und die Adresse ist über den VFG.
Was ist Luxus für Sie?
Lange im Bett liegen. Das ist Luxus für mich, mal einen ganzen Tag nicht aus dem Bett raus müssen. Das ist Luxus für mich.
Sonst steht morgens um sieben jemand am Fußende von meinem Bett und sagt: „Hey, du musst weg hier.“
Vielen Dank für das Interview. Danke, dass Sie unsere Fragen beantwortet haben.
IMPRESSUM
Artikel
Ohrenkuss ...da rein, da raus – WOHNEN 2.0.
Ohrenkuss ...da rein, da raus. Das Magazin, gemacht von Menschen mit Down-Syndrom. Ein Projekt der downtown – Werkstatt für Kultur und Wissenschaft gGmbH
Chefredaktion: Dr. Katja de Bragança
Redaktionsassistenz: Anne Leichtfuß
Text: Julia Bertmann, Lars Breidenbach, Natalie Dedreux, Dominic Edler, Claudine Egli, Anne Feldmann, Nora Fiedler, Angela Fritzen, Julian Göpel, Verena Günnel, Michael Häger, Charlotte Haid, Andrea Halder, Mirco Kuball, Björn Langenfeld, Marc Lohmann, Antonio Nodal, Ansgar Peters, Anna-Lisa Plettenberg, Achim Priester, Daniel Rauers, Dorothee Reumann, Ruth Schilling, Johanna von Schönfeld, Katja Sothmann, Paul Spitzeck, Marley Thelen, Verena Elisabeth Turin, Martin Weser, Jil-Marie Zilske und Christiane Zimmermann
Assistenz (Unterstützung und Schreiben): Clara Bellebaum, Peri de Bragança, Daniela Chmelik, Katharina Grabis, Jana Kost, Angelika Neuse, Victoria Schwertmann, sowie eine Reihe von Unterstützerpersonen vor Ort.
Foto: Britt Schilling, www.brittschilling.de
Abgebildete Personen: Natalie Dedreux, Devgen Golubentsev, Andrea Halter, Anna-Lisa Plettenberg, Valentin Radschenko
2018 war das Ohrenkuss-Team mehrere Tage lang zu Gast im fantastischen Grandhotel Cosmopolis in Augsburg. An diesem Ort gibt es von Künstlerinnen und Künstlern gestaltete Hotelzimmer, Unterkunft für 65 Geflüchtete, ein Restaurant und vielseitiges kulturelles Angebot.
Bei Euch zu arbeiten, Fotos zu machen und zu wohnen hat uns inspiriert. Danke!
www.grandhotel-cosmopolis.org
Geschäftsführung: Dr. Bärbel Peschka und Dr. Katja de Bragança
Finanzen und Lektorat: Dr. Bärbel Peschka
Vertrieb und Leserservice: Karin Klapperich und Anne Leichtfuß
Gestaltung der gedruckten Ausgabe: Maya Hässig, siebenzwoplus, Köln.www.maya-haessig.de
Druck: Druckhaus Süd, Köln. www.druckhaus-sued.de
Gestaltung der Ohrenkuss Internetseite Seite: Webjazz, Stralsund www.webjazz.de
Pflege der Ohrenkuss Internetseite, Facebook- und Instagramseite: Anne Leichtfuß
Softwarebetreuung: Alexander Lohse und Elisa Otto, www.webjazz.de
Alle Texte sind von den Ohrenkuss-AutorInnen selbst erstellt worden (handgeschrieben, auf dem Computer selbst geschrieben oder diktiert). Die Beiträge sind nicht zensiert oder korrigiert worden. Erklärungen sind in kursiver Schrift eingefügt.
Das Magazin Ohrenkuss ist ein Projekt von downtown - Werkstatt für Kultur und Wissenschaft gGmbH. www.downtown-werkstatt.de
© Urheberrecht und Copyright: 2019 downtown – Werkstatt für Kultur und Wissenschaft gGmbH, alle Rechte vorbehalten.
Redaktion: Ohrenkuss, Friedrich-Breuer-Straße 23, D-53225 Bonn, Tel.: 0228 - 386 23 54, Fax: 0228 - 386 25 87, E-Mail: info@ohrenkuss.deBestellungen: Tel.: 0228 - 386 24 38, Fax: 0228 - 386 25 87 oder online: www.ohrenkuss.de/kiosk
Ohrenkuss ...da rein, da raus erscheint halbjährlich als gedrucktes Magazin (ISSN 1439-5118) und als online-Ausgabe: www.ohrenkuss.de.
Ohrenkuss ist werbefrei und unabhängig. Spenden sind herzlich willkommen (Volksbank Bonn Rhein-Sieg eG, IBAN: DE29 3806 0186 3016 1070 17, BIC: GENODED1BRS), Spendenquittungen können ausgestellt werden.
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